Kurztipps
Hier finden Sie Einführungstexte zu unseren Oral History-Lehreinheiten mit einem Link zu den in FLOH erarbeiteten Lehrmaterialien, die als OER-Ressourcen frei verfügbar sind. Jede Lehreinheit steht für sich und kann nach Belieben an eigene Lehrveranstaltungen angepasst werden. Die Wahl für die hier gelisteten neun Themen beruht auf den Erfahrungen aus unseren Lehrveranstaltungen.
Zitation: Viktoria Gräbe, Philip Kortling (2024): Oral History in der geschichtswissenschaftlichen Hochschullehre. DOI: https://doi.org/10.57961/95df-dr21
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Die Planung eines Oral History-Projektes gehört mit zu den wichtigsten Schritten für eine gelingende Umsetzung. Eine Planungshilfe bietet der sogenannte Oral History Life Cycle.
Demnach durchläuft jedes Oral History-Projekt fünf Phasen:
Der Oral History Life Cycle. Abbildung erstellt in Anlehnung an:
Sommer, Barbara W.: Practicing Oral History in Historical Organizations, Abingdon/New York 2005, S. 34.Hinter jeder dieser Phasen verbirgt sich eine Vielzahl an Arbeitsschritten. Insbesondere in der Lehre ist das damit einhergehende Arbeitspensum aufgrund der begrenzten Semesterwochenstunden und des variierenden Vorwissens der Studierenden meist nicht in Gänze umzusetzen.
Uns hat dies in der Gestaltung unserer eigenen Lehrveranstaltungen zu zahlreichen und schwierigen Entscheidungen gezwungen. Wo setze ich Schwerpunkte? Welche Inhalte streiche ich? Inwiefern sollen die Studierenden in den Planungsprozess von Oral History-Interviews und/oder -Projekten eingebunden werden? Von Lehrenden verlangt dies oft erfahrungsbasierte Abwägungsurteile. Pauschale Antworten gibt es nicht, da die Schwerpunkte maßgeblich von den Lernzielen abhängen. Sollte Sie als Lehrender oder Lehrende sich beispielsweise für eine Einbindung der Studierende in die Projektplanung entscheiden, scheint aus unseren Erfahrungen eine praxisnahe Beteiligung der Studierenden mit höheren Anteilen eigenständiger Arbeitsphasen geraten, was jedoch die Fehleranfälligkeit des Ablaufs erhöhen wird. Aber auch, wenn Sie aus zeitlichen oder anderen Gründen die Projektplanung weitgehend aus der Lehre auslagern möchten, bleibt diese zentral. Der von in der akademischen Hochschullehre vorgegebene Zeitrahmen von üblicherweise zwei Semesterwochenstunden ist im Angesicht des Organisationsaufwandes, den allein eine Interviewplanung, -führung und -analyse bedeuten, schnell ausgelastet. Der Gestaltungsspielraum für die methodisch-inhaltliche Lehre ist dadurch verringert. Eine sorgfältige, vorausschauende Planung hilft, mit diesem Umstand umzugehen.
Diese Lehreinheit ist als praktische Hilfe für Projektplanungen zu verstehen, die auf der einschlägigen Fachliteratur und unseren persönlichen Lehrerfahrungen basiert. Hierfür haben wir eine Reihe an Dokumenten für alle Phasen eines Oral History-Projektes entwickelt, die sowohl zur Dokumentation des Projektverlaufes dienen als auch die Nachnutzung des Materials in der akademischen Lehre absichern. Zudem stellen wir einige Ideen vor, wie Studierende die Bedeutung einer organisierten Projektplanung nachvollziehen und lernen können.
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Die Methode der Oral History hat sich in der Bundesrepublik Deutschland seit ihrem allmählichen Einzug in die deutsche Geschichtswissenschaft nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bis heute stark verändert. Obwohl bereits in den 1950er und 1960er Jahren Historikerinnen und Historiker Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen führten, benutzte zu dem Zeitpunkt in Deutschland noch niemand den Begriff Oral History. Das Erkenntnisinteresse dieser frühen Projekte war wesentlich mit dem Anspruch einer faktischen Rekonstruktion der Vergangenheit verbunden, der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen als Expertinnen und Experten ihrer Zeit verstand. Daher wurden vielfach ehemalige hochrangige nationalsozialistische Funktionäre interviewt. Erst zum Ende der 1970er/Anfang der 1980er Jahre begannen sich Erkenntnisinteresse und Methode von Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen in der Geschichtswissenschaft zu wandeln. Diese sogenannte formative Phase der westdeutschen Oral History geht stark auf den emanzipatorischen Anspruch und die demokratisch-liberalen Überzeugungen der 68er-Bewegung zurück. Der epistemologische Schwenk auf marginalisierte Gruppen und deren subjektive Sichtweisen auf die Vergangenheit ging einher mit einer Adaption sozialwissenschaftlicher Methoden, dem die Konstitution der geschichtswissenschaftlichen Oral History nach einem noch heute weitgehend gültigem Fachverständnis folgte.
Seit etwa Mitte der 1980er Jahre stießen unter anderem internationale Forschungs- und Archivierungsprojekte eine weitere Wende in der Oral History an. Über vierzig Jahre nach den Gräueltaten des Dritten Reiches wurden die Leidensgeschichten der Opfer des Holocausts auf breiter Basis aufgezeichnet. Auch in Deutschland rückte daraufhin das erlittene Leid der Holocaustopfer sowohl in den Fokus der Zeitgeschichte als auch einer politisierten Öffentlichkeit. Zeitzeugenbefragungen fanden von da an auch immer öfter in Räumen außerhalb der Wissenschaft statt, etwa im Fernsehen, womit sich die Rolle und Funktion von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen vervielfältigte. In jüngerer Vergangenheit werden vor dem Hintergrund des „Tod des Zeitzeugen“ die fachwissenschaftlichen Chancen, aber auch gesellschaftlichen Risiken, die das baldige Ableben der letzten NS-Verfolgten nach sich ziehen könnten, diskutiert. Klar ist: so tragisch das Verschwinden dieser Zeitzeuginnen und Zeitzeugen auch ist, das Ende der Oral History markiert es nicht, da ihre Themengebiete mittlerweile weit über die Lebenswelten im Deutschland unter dem Nationalsozialismus hinausreichen.
Unserer Erfahrung nach bietet die Beschäftigung mit der Geschichte der Oral History breite Anknüpfungsmöglichkeiten an fast alle vorgestellten Lehreinheiten. Ein besonderes Synergiepotential erkennen wir dabei in der Kontrastierung der veränderten Methodologie innerhalb der Oral History als wissenschaftliche Disziplin von ihren Anfängen bis in die 2000er Jahre, die bei der Schärfung des Fachprofils hilft. Die Lehreinheit zur „Geschichte der Oral History als Methode“ bietet hierzu einführende Sekundärliteratur und über zeitgenössische Quellen aus den 1980er Jahren Einblicke in fachinterne Diskurse.
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Bei der Oral History steht das Interview mit sogenannten Zeitzeuginnen und Zeitzeugen im Zentrum. Historikerinnen und Historiker führen solche Interviews, weil sie ganz bestimmte Fragen an die Vergangenheit richten, die sie über klassische Archivquellen nicht oder nur teilweise beantworten können. In aller Regel sind diese mit Fragen nach subjektiven Erlebnissen und der persönlichen Wahrnehmung marginalisierter Gruppen und/oder Individuen zu historischen Ereignissen verbunden. Oral History stellt sich damit der Subjektivität und der Multiperspektivität von Geschichte – es gibt nicht nur die eine Sicht. Für Studienanfängerinnen und -anfänger ist diese Erkenntnis oftmals unbekannt, teilweise auch überfordernd. Spätestens in der Auswertungsphase kann eine Überforderung aber auch fortgeschrittenere Studierende ereilen. Angesichts der Heterogenität und der Dichte subjektiv geprägten Interviewmaterials fällt es ihnen schwer, die Aussagen in ihrer erinnerten (Un-)Ordnung zu durchdringen und zu kategorisieren. Die Studierenden erfahren das, was Lutz Niethammer als „Enttyipsierungsschock“ bezeichnet hat. In Lehrveranstaltungen zur Oral History bedarf es daher einer schrittweisen Heranführung an das Erkenntnisinteresse von Oral History-Projekten.
Unsere Lehreinheit bietet je nach Vorwissen der Studierenden unterschiedliche Übungen zum Erkenntnisinteresse der Oral History: beispielsweise über ein Hinterfragen des Aussagewertes unterschiedlicher Typen von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen oder über eine Abgrenzung der Methoden der Oral History zu gängigen Methoden der Geschichtswissenschaft als Fachdisziplin. Vor diesem Hintergrund ist auch eine Anknüpfung an die Lehreinheiten Geschichte der Oral History und die Grenzen der Oral History lohnend, über die sich beispielsweise ein Wandel des Erkenntnisinteresses und der Methode innerhalb der Oral History und ihrer Zunftvertreterinnen und -vertreter erarbeiten lässt.
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Als die Oral History in Deutschland als Quellengattung und methodischer Zugang aufkam, entwickelte sich innerhalb der Geschichtswissenschaft ein Methodenstreit. Kritikerinnen und Kritiker der Oral History vermissten die Einbettung der empirisch gewonnenen, für wenig repräsentativ erachteten Ergebnisse in größere Strukturen und sahen den von ihnen postulierten Objektivitätsanspruch der Geschichtswissenschaft gefährdet. Bemängelt wurde neben der vermeintlich fehlenden Theorie- und Begriffsbildung auch eine ungenaue Gegenstandsbestimmung. Insbesondere auf menschliche Erinnerungs- und Vergessensmechanismen spezialisierte Disziplinen wie die Psychologie, aber auch die Sozialwissenschaften lieferten den Kritikerinnen und Kritikern überzeugende Argumente. Dass etwa die Aussagen von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen ein lückenloses, wertneutrales Abbild von Geschichte repräsentieren, ist angesichts neuropsychologischer Selektionsprozesse beim Einspeichern und Abrufen von Erinnerung zu bezweifeln. Deshalb wurde auf die Fehleranfälligkeit von Erinnerungsleistungen aufmerksam gemacht, die unter anderem aus dem zeitlichen Abstand zu erlebten Ereignissen resultiert oder aus dem Bedürfnis einer narrativen (Sinn-)Strukturierung der eigenen Biografie.
Uns erscheint es wichtig, im Rahmen dieser Lehreinheit einerseits die Historizität des intradisziplinären Diskurses sichtbar zu machen. Andererseits geht es um die praktische Anwendung der theoretischen Erkenntnisse zur Funktionsweise menschlicher Erinnerung bei der Erhebung und Auswertung von Oral History-Interviews: Welche Erkenntnisse sind mit Hilfe von Befragungen überhaupt zu erwarten? Wie helfe ich der Erinnerung sprichwörtlich auf die Sprünge? Auf welche Theorieangebote kann ich zurückgreifen, wenn ich mit den herkömmlichen Instrumenten der Quellenkritik nicht mehr weiterkomme? Und inwieweit sind die vorgebrachten Kritiken berechtigt? Ist nicht jede – auch schriftliche – Quelle subjektiv und damit kein unmittelbarer Zugang zur Vergangenheit?
Unsere Lehreinheit enthält unter anderem:
- Literaturvorschläge für eine historische Kontextualisierung und disziplinäre Systematisierung der Argumente der Gegnerinnen und Gegner der Oral History
- Übungen, in denen die Studierenden ihren eigenen Gedächtnislücken auf die Spur kommen
- eigens zusammengestelltes zielgruppengerechtes Material, anhand dessen die Studierenden lernen, Interviewtexte in Bezug auf Mechanismen des Memorierens zu dechiffrieren
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Die eigenständige Entwicklung und Beantwortung einer Fragestellung gehört in der Regel zu den obligatorischen Aufgaben im Rahmen des Verfassens einer Hausarbeit oder stellt spätestens in Hinblick auf die Abschlussarbeit eine im Studium zu erwerbende Kompetenz dar. Welche Rolle die Forschungsfrage bei der Vorbereitung und Durchführung eines oder mehrerer Interviews spielen kann und welche Möglichkeiten der Didaktisierung es hierbei gibt, beschäftigt uns in dieser Lehreinheit. Denn in der Oral History haben Historiker*innen insoweit eine ähnliche Position wie Forschende in den empirischen Sozialwissenschaften, als dass sie an der Quellenproduktion unmittelbar beteiligt sind. Sie befragen ihre Interviewpartner*innen und können, wenn auch bedingt, gezielt Antworten generieren. Der angemessene Einsatz der Interviewfragen bestimmt daher neben anderen Faktoren die Richtung und das Ausmaß des Erkenntnisgewinns wesentlich mit.
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Ein Oral History-Interview muss in der Planung und Durchführung forschungsethische Prinzipien einhalten, um wissenschaftlichen Standards zu entsprechen. Dies betrifft die Auswahl geeigneter Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, deren Aufklärung über ihre Rechte und die Intentionen des Forschungsprojekts sowie eines professionellen Verhaltens in der Interviewsituation, in der es die Persönlichkeit der/des Interviewten zu respektieren gilt. Das bedeutet auch, dass die Grenzen der eigenen Forschung anerkannt und offen kommuniziert werden müssen. Forschungsethische Fragen treten darüber hinaus auch in allen anderen Phasen eines Oral History-Projektes auf und verlangen reflektierte Entscheidungen, die die Rechte aller am Projekt beteiligten Personen – auch unter den Bedingungen zukünftiger Forschung – sichern sollen. Die Leitlinien zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis der Deutschen Forschungsgemeinschaft geben hierfür eine Orientierung, etwa hinsichtlich der Vereinbarung von Nutzungsrechten (Leitlinie 10) und der Dokumentation des Forschungsprozesses (Leitlinie 12). Neben der Sicherung von Persönlichkeitsrechten geht es dabei auch um die intersubjektive Nachvollziehbarkeit von Forschungsergebnissen. Diese Empfehlungen müssen an die spezifischen Anforderungen der Oral History angepasst werden, zum Beispiel dann, wenn Interviews über den Abschluss eines Forschungsprojektes hinaus aufbewahrt und unter Umständen auch für Dritte im Rahmen sogenannter Sekundäranalysen zugänglich gemacht werden sollen. Die heute nahezu unbegrenzt mögliche Aggregation und Verknüpfung von Daten und die damit verbundenen Risiken ihrer Dekontextualisierung erfordern grundlegende Kompetenzen in Quellenkritik und Data Literacy, um verantwortungsvoll Interviews führen und auswerten zu können.
Unsere Lehreinheit enthält Kriterien zur Auswahl von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen unter ethischen Gesichtspunkten. Weiterhin finden Sie Vorschläge dazu, wie sich grundlegendes Wissen rund um die Themen informierte Einwilligung und den Umgang mit den erhobenen Daten im Zuge ihrer Verschriftlichung, Auswertung und Archivierung im Seminar erarbeiten lassen. Wir haben dabei Beispiele aus unseren eigenen Projekten einfließen lassen, in denen forschungsethische Herausforderungen manchmal auch abseits der großen und offensichtlichen Fragen aufscheinen und sich daher als Diskussionsgrundlage für Lehrveranstaltungen anbieten.
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In der Oral History kommen neben Experten- beziehungsweise Expertinneninterviews und thematischen Interviews vor allem lebensgeschichtliche Interviews zum Einsatz. Idealtypisch beginnt ein solches lebensgeschichtliches oder auch narratives Interview mit einer möglichst offenen, erzählgenerierenden Aufforderung oder Frage, die dem Interviewpartner beziehungsweise der Interviewpartnerin die Gelegenheit gibt, die aus der eigenen Perspektive relevanten Aspekte der eigenen Lebensgeschichte zu erzählen. Erst wenn diese als Stegreiferzählung bezeichnete Phase endet, folgen Nachfragen. Abschließend können vorab formulierte Interviewfragen gestellt werden.
Die im Rahmen eines lebensgeschichtlichen Interviews regelmäßig auftretenden Herausforderungen, etwa das Aushalten von Pausen, das Zurückstellen von Fragen, das Vermeiden suggestiver Fragen oder die Konfrontation mit diskriminierenden Äußerungen, sind von Studierenden nicht ohne Unterstützung zu bewältigen und bedürfen einer praktischen Übung im geschützten Seminarraum wie auch der Reflexion nach der Durchführung eines ersten Interviews. Aber nicht jede Interviewsituation lässt sich antizipieren oder im Rahmen einer theoretischen oder praktischen Schulung im Seminar einüben. Studierenden eigene Interviewerfahrungen zu ermöglichen ist daher unerlässlich, um Sicherheit, Routine und Versiertheit als Interviewende aufzubauen.
In unserer Lehreinheit finden Sie:
- Übungen zur Interviewführung in Lehrveranstaltungen
- Interviewmaterial als Grundlage zum Beispiel für Analysen zur Rolle der Interviewperson, zu typischen ‚Interviewfehlern‘ sowie für die oben beschriebenen Herausforderungen
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Nach dem Abschluss eines Interviews erfolgt die Transkription. Das gesprochene Wort muss in Schrift übertragen werden. Lange Zeit mussten Historikerinnen und Historiker diesen Schritt Zeile für Zeile in stundenlanger Handarbeit absolvieren. Abkürzen oder sogar umgehen konnten sie diesen Prozess nicht, da diese die materielle Arbeitsgrundlage für die wissenschaftliche Auswertung von Oral History-Interviews schafft. Dank voranschreitender Technik verliert die Transkription heutzutage jedoch zunehmend ihren einst mühseligen Charakter, da sie nun unter dem Einsatz von Software automatisiert ablaufen kann.
Sofern Lehrende Zugriff auf eine Transkriptionssoftware haben, besteht die größte Herausforderung wohl nunmehr darin, in Lehrveranstaltungen für die Auswirkungen unterschiedlicher Transkriptionsmethoden zu sensibilisieren. Ob und inwiefern Dialekte, Gestik, Mimik und andere Sprachlaute oder Pausen sichtbar gemacht werden, wird nämlich nicht uniform gehandhabt. All das sind aber Entscheidungen, die zur Veränderung von Aussagen von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen führen können und damit potentiell die Interpretation eines Interviews beeinflussen. Die Erörterung dieser Aspekte und die Wahl für eine Transkriptionsmethode können daher auch im Zusammenhang mit der Forschungsethik und/oder Auswertungsmethoden erarbeitet werden. Derlei thematische Verknüpfungen haben sich in unseren Lehrveranstaltungen als zielführend erwiesen.
In der Lehreinheit zur Transkription stellen wir unterschiedliche Transkriptionssoftware vor. Darin enthalten ist unter anderem eine Bedienungsanleitung von „whisper“ – einer kostenfreie Transkriptionssoftware, die wir im Rahmen von FLOH erprobt haben. Zugleich schlagen wir hier Möglichkeiten zur Reflexion der Vor- und Nachteile unterschiedlicher Transkriptionsmethoden vor.
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Oral History-Interviews werden vorrangig als Quellen für Fragestellungen im Rahmen qualitativer Forschung genutzt. Zusätzlich zu den Methoden, wie sie in der Geschichtswissenschaft traditionell verwendet werden (zum Beispiel Hermeneutik und Quellenkritik), erfolgt der Rückgriff auf verschiedene Auswertungsmethoden benachbarter Disziplinen, unter anderem den Sozial- und Literaturwissenschaften oder der Psychologie. Die Entscheidung für einen methodischen Ansatz und seine gegebenenfalls notwendige Adaption sind vom Umfang des Interviewmaterials und vom Erkenntnisinteresse abhängig. Häufig kommen inhaltsanalytische, rekonstruktive und typenbildende Verfahren zum Einsatz. Im Seminarkontext wird in der Regel nur eine Methode in entsprechender Tiefe theoretisch eingeführt werden können. Um Zeit für die praktische Auswertung zu gewinnen, bietet sich neben der Konzentration auf eine Methode die bewusste Schwerpunktsetzung auf die Interviewanalyse unter Rückgriff auf archivierte Interviews an. Der Einsatz von Software erleichtert hierbei qualitative Analysen und ermöglicht des Weiteren quantitative Auswertungen von Oral History-Interviews. In hierfür erforderliche, ausgewählte digitale Kompetenzen mit konkretem Oral History-Bezug geben wir in unserer Lehreinheit einen Einblick.
In unserer Lehreinheit finden Sie:
- Literaturhinweise auf Einführungstexte, die einen praxisorientierten und zielgruppengerechten Einstieg in die Vielfalt der Auswertungsmethoden erleichtern
- ausgewähltes Interviewmaterial
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Zur Ansicht der Vorlesungsbeiträge ist eine Registrierung auf der Moodle-Plattform der Ruhr-Universität Bochum notwendig. Der Zugang zum Moodle-Kurs erfolgt über eine Selbsteinschreibung.
Nutzungsbestimmung: Die angeführten Dokumente sind lizensiert unter einer CC BY-NC-ND 4.0-Lizenz (CC BY-NC-ND 4.0 Lizenzvertrag | Namensnennung – Nicht-kommerziell – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International | Creative Commons) https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/
Chrystalle Zebdi Bartz: Die letzten Zeitzeugen der Kriegsgefangenen im NS Zwangsarbeit System
Felicitas Söhner: Oral History in der Medizin. Methodische Reflexionen
Linde Apel: Sekundäranalyse und Quellenkritik in der Oral History
Norman Aselmeyer: Oral Tradition und die Geschichte der Maasai